Danke, Benedikt.

Ein Kommentar von Carsten Frerk

Papst Benedikt XVI

ROM/BERLIN. (hpd) Heute Mittag wurde bekannt, dass Papst Benedikt XVI. Ende Februar von seinem Amt zurücktritt. Er habe nicht mehr die Kraft, das Amt angemessen weiter auszuüben. Von allen Seiten wurde ihm Dank und Respekt ausgesprochen. Auch die Säkularen verlieren einen wesentlichen Unterstützer.

Die National Secular Society in Großbritannien vergibt seit 2005 jedes Jahr den „Irwin Price“ an Personen, die sich herausragend um die säkulare Sache verdient gemacht haben. Für den „Secularist of the year“ können Nominierungen eingereicht werden. Eine der für 2011 Nominierten war Papst Benedikt, der, so die Begründung, mehr Leute gegen die katholische Kirche aufgebracht hat als jeder dafür bezahlte Säkularist.

Auch und gerade in den vergangenen Monaten wurde deutlich, wie groß die Kluft zwischen dem hohen katholischen Klerus und den einfachen katholischen Gläubigen ist. Insofern vertritt dieser Mann eine Variante des Katholizismus, die wesentliche Reformansätze des Zweiten Vatikanischen Konzils wieder zurückdrehen will.

Insofern sind Benedikt XVI. – und seine Amtsbrüder im Geiste, wie die deutschen Bischöfe Meisner, Müller, Overbeck, die österreichischen Bischöfe Schönborn und Küng, u.a.m. – starke Triebkräfte für eine Abwendung vieler Katholiken von ihrer Kirche. Das autoritäre Anspruchsdenken und unbeirrbare Beharren auf tradierten Dogmen entzieht immer mehr Katholiken, die moderne Antworten auf aktuelle Fragen erwarten, ihre Bereitschaft, weiterhin Mitglied in dieser Kirche zu sein.

Das soll, so heißt es, diesen Papst und seine Gefolgsleute nicht gestört haben. Ganz im Gegenteil; sie sollen die Idee haben, dass eine kleine Gemeinschaft von fest im Glauben verwurzelte Katholiken besser für die katholische Kirche sei, als diese Vielzahl von ‚lauen Katholiken‘, die sehr wohl die Pille nehmen oder Kondome benutzen.

Gegenbild zu einem selbstbestimmten Leben

Insofern kann man diesem Papst gegenüber auch als Säkularer eine gewisse Dankbarkeit bescheinigen, denn er verkörperte ein derart klares Gegenbild zu einem selbstbestimmten Leben, das auch viele Katholiken, die redlich versuchten ihren Glauben und die Moderne in einen Zusammenhang zu bringen, sich nicht mehr in dieser Kirche wiedergefunden haben.

Diese Enttäuschungen haben erheblich mehr gesellschaftliche Wirkungen gehabt, als jede säkulare Kirchenkritik, und sie haben mehr die klaren Konturen des nicht mehr Zeitgemäßen verdeutlicht, als jede Religionskritik von außen.