Die Konfessionsfreien laden zum Dialog

Die Konfessions­freien laden zum Dialog

Humanismus statt Fundamentalismus. Unter dieser Losung lädt das Säkulare Forum Hamburg – Vereinigung der Konfessionsfreien – am Samstag, dem 20. September, in der Hamburger City zum weltanschaulichen Dialog. Erstmals sogar mit dem Segen aus dem Rathaus.

Die Konfessionsfreien auf „Zeltmission“ in der Hamburger Innenstadt. Klar, die Säkularen missionieren nicht wirklich, aber die bislang sieben Mitgliedsorganisationen – mit dabei die GBS Hamburg – werden auf dem Ida-Ehre-Platz, in einem weißen Pagodenzelt, die Bevölkerung zum Gespräch einladen, ihr gemeinsames Programm und ihre Forderungen zur Diskussion stellen. Erstmals hat das Rathaus sogar einen kleinen Zuschuss rausgerückt. Dafür wird das Säkulare Forum zusätzlich zu seinem groß am Zelt prangenden Hauptslogan „Humanismus statt Fundamentalismus“ mit dem Zusatz werben: „Integrationspolitischer Dialog“. So die Auflage der Politik.

Warum auch nicht? In der Metropole mit fast 1,7 Millionen Einwohnern gibt es mehr als 100 verschiedene Religionen. Trotz der rasanten Austrittswelle – schon 2013 hatten sich 8506 Mitglieder abgesetzt, dieses Jahr werden es mit Gewissheit noch beträchtlich mehr sein – ist die Evangelische Kirche mit 29,8 Prozent in der Hansestadt immer noch stärkste Religionsgruppe. Die Katholische Kirche, mit rund 10 Prozent auf dem zweiten Platz, erfreut sich dank des Zuzugs katholischer Polen sogar eines gewissen Mitgliederzuwachses. Angeblich stellen die Muslime in Hamburg mit rund acht Prozent die drittstärkste Gruppe. Doch hat es sehr den Anschein, dass diese Zahl zu hoch gegriffen ist. Denn genaue Umfragen gibt es nicht. Vielmehr ist bekannt, dass viele Migranten, die aus Ländern wie Iran, Irak oder Pakistan muslimischer Bevormundung entflohen sind, in der Statistik schlicht als Muslime verbucht werden. Außerdem gibt es in Hamburg diverse buddhistische Gruppen aller Schattierungen und diverse Freikirchen. Trotzdem, Hamburg ist durchaus keine religiöse Hochburg: Addiert man die Menschen, die sich bei Umfragen trotz ihrer Religionsmitgliedschaft ausdrücklich als „ungläubig“ bezeichnen zu den als „ohne Bekenntnis“ eingetragenen dazu, stellen die konfessionslosen Bürger in Hamburg eine beachtliche Mehrheit.

Gleichwohl hatten die Konfessionsfreien in Hamburg bislang keine gemeinsame Stimme gegenüber der Öffentlichkeit. Von der Politik und den Medien wurden sie bislang kaum wahrgenommen. Deshalb ist die Idee mit dem „integrationspolitischen Dialog“ gar nicht so falsch. Ja, die Säkularen laden ein zum Dialog zwischen den Weltanschauungen, das verbindende Menschliche in den Mittelpunkt zu stellen. Die Religionen dagegen, besonders die monotheistischen, grenzen bekanntlich eher aus. Zwar wird in Hamburg unter der Ägide der theologischen Fakultät der Universität Hamburg der „interreligiöse“ Diskurs gepflegt. Säkulare Gruppen hatten schon angefragt, wollten teilnehmen an diesem Diskurs. Doch auf Anfragen antwortete man gar nicht erst. Man bleibt lieber unter sich.

Eine „Akademie der Weltreligionen“ (AWR) wird mit ihren Veranstaltungen gar ins Rathaus, in den prächtigen Kaisersaal, eingeladen. Als betont christliche Gastgeberin fungiert da gerne EX-Senatorin Christa Goetsch (Die Grünen). Und der ebenfalls geladene Innensenator Michael Neumann, SPD, outet sich vor solchem Publikum auch schon offenherzig als Katholik. Weltreligionen unter sich. Ein Wunder, dass man die paar Säkularen, die sich zum Dialog selbst eingeladen haben und brav zu Wort melden, nicht hinaus komplimentiert. Dafür darf dann aber der muslimische Hauptreferent Prof. Soroush den „militanten Säkularismus“ als internationalen Hauptfeind denunzieren. So geschehen auf einer Veranstaltung im letzten Jahr.

Unter dem Punkt „Dialog in Hamburg“ bietet die AWR Informationen zu allen Veranstaltungen und Projekten, „die sich in praktischer Weise an die Religionsgemeinschaften, Politiker und Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt Hamburg wenden“. Wer genauer hinsieht, erkennt jedoch die Beschränkung aufs rein Religiöse. Angeboten werden – immer schön subventioniert aus allgemeinen Mitteln – „Religionen und Dialog in der Stadt Hamburg“, „Kunst im interreligiösen Dialog“, „Lange Nacht der Weltreligionen“ oder „Religiöse Feiertage“. Und klar, dass die Veranstaltung „Internationale Friedenskanzel“ nur in der großen Hauptkirche St. Petri abgehalten werden kann. Frieden, möglich nur mit Hilfe der Religionen? Ausgerechnet, könnte man ganz aktuell sagen mit Blick etwa auf Muslimbrüder und IS. Dialog und Integration allein mit dem Segen von Gott oder Allah? In Hamburg scheint es bislang so.

Jetzt versuchen es die Mitglieder des Säkularen Forums mit dem „Integrationspolitischen Dialog“ und „Humanismus statt Fundamentalismus“ in der Hamburger Innenstadt. Erstmals sogar mit dem Segen aus dem Rathaus. Man darf gespannt sein.

Kommen Sie hin. Diskutieren Sie mit. Beim Säkularen Forum Hamburg – Vereinigung der Konfessionsfreien, Samstag, 20. September, 10 bis 18 Uhr auf dem Ida-Ehre-Platz (Mönckebergstraße).