Der nackte Luther

Eine Aktion der Giordano Bruno Stiftung auf dem Hamburger Rathausmarkt

Die nackte Wahrheit über Martin Luther

Am 28. Februar stimmte die Hamburgische Bürgerschaft über die Einführung eines neuen gesetzlichen Feiertages ab. Zu diesem Anlass hatte die Giordano Bruno Stiftung am Tag zuvor eine Statue auf dem Rathausmarkt aufgestellt, die an den unerträglichen Antisemitismus Martin Luthers erinnerte.

Martin Luther hatte in seinem 1543 erschienenen Buch „Von den Juden und ihren Lügen“ u. a. als Maßnahmen gegen die Juden gefordert:

  • Verbrennen ihrer Synagogen
  • Zerstörung ihrer Häuser
  • Wegnahme ihrer religösen Bücher
  • Lehrverbot für Rabbiner
  • Aufhebung der Wegefreiheit
  • Zwangsenteignung
  • Zwangsarbeit

Trotzdem hat die Hamburgische Bürgerschaft mehrheitlich dafür gestimmt, den übelsten und wirkmächtigsten Antisemiten seiner Zeit mit einem zusätzlichen gesetzlichen Feiertag in Hamburg zu ehren.

Das Hamburger Abendblatt hatte darüber berichtet, und die Leserin Elfi Köhler schickte uns daraufhin folgenden Brief, den wir mit freundlicher Genehmigung der Autorin hier wiedergeben:

Sehr geehrte Mitglieder der Giordano-Bruno-Stiftung,

ich habe mit großer Sympathie die Nachricht im Hamburger Abendblatt über Ihre Aufklärung über die so genannten „dunklen Seiten“ Luthers zur Kenntnis genommen.

Ich habe dasselbe am 31. Oktober 2017 gemacht und mehrere große deutsche Zeitungen gefragt, ob wenigstens die Redakteure wissen, was Luther in Bezug auf die Juden so alles von sich gegeben hat.

Denn, wenn es in dem Abendblatt-Artikel heißt: „Nun ist es kein Geheimnis, dass der Reformator auch ein kräftiger Antisemit war“ – ist das, meiner Meinung nach, eine völlig unzutreffende Aussage, denn es ist immer noch mehr oder weniger ein Geheimnis. Es rüttelt niemanden auf, wenn z. B. Frau Käßmann (oder andere sogenannte „Experten“) ganz allgemein von ,Luthers Antisemitismus’ sprechen, aber verschweigen, woraus dieser konkret bestand. Diese Darstellungsweise ist keine Aufklärung, sondern die Fortsetzung der Verschleierung von Luthers engstirnigem Furor gegen die Juden.

I h r e  sieben Sätze, die Sie auf dem Rückenteil des Mantels angebracht haben und die auch ich zitiert hatte, zeigen viel deutlicher die ungeheure Brisanz, die in dem (engen und entsetzlich dogmatischen und leider auch sehr unaufrichtigen) Denken dieses Mannes lagen, dessen Sätze in der Tat, wie Jaspers sagte, Jahrhunderte später von der deutschen Regierung umgesetzt und in ihrer Brutalität noch gesteigert wurden.

Ich frage mich, wie ein Land, das bei Verstand ist, so etwas heute noch dulden und einen Feiertag für diesen Mann fordern kann. Und ich bin ebenfalls der Meinung, dass Luther heute als Hassprediger gelten würde (das heißt, wenn die in Frage kommende Religion nicht das Christentum, sondern der Islam wäre).

Ich möchte mich bei den Haupt-Initiatoren David Farago und Maximilian Steinhaus  s e h r  für ihre Zivilcourage, ihre geleistete Arbeit, Zeit und Mühe bedanken, die sie für dieses Projekt aufgebracht haben. Es ist sehr wichtig, dass wenigstens einige Leute auf die Verleugnung und Vertuschung dieses Kapitels innerhalb der Lutherverherrlichung aufmerksam gemacht haben und damit zu den ganz, ganz wenigen gehören, denen die Wahrheit und die Gerechtigkeit wichtiger ist als die Aufrechterhaltung eines verlogenen und scheinheiligen Mythos, der allen so gut gefällt. Wenn dieser Feiertag kommt, haben die Deutschen wieder einmal gezeigt, was sie von Wahrheit und Gerechtigkeit halten. Die Antwort ist: NICHTS.

Die Aufklärung (und die Gründe, warum sie in Deutschland bisher krachend gescheitert ist,) interessiert (bzw. interessieren) mich ebenfalls sehr. Durch Ihre Aktion bin ich nun auf Ihre Stiftung aufmerksam geworden, und ich denke, dass ich demnächst einmal zu einer Ihrer Zusammenkünfte dazukommen werde.

Nochmals vielen Dank für diese Aktion – der Wahrheit und der Gerechtigkeit zuliebe. Sie hat mir sehr gut getan, denn es gibt mit Sicherheit nicht sehr viele hierzulande, denen dieses Thema wichtig ist. Ich gehöre dazu, und es tut gut, zu wissen, dass man mit seiner Meinung nicht mutterseelenallein dasteht.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei den nächsten Stationen, und falls Ihnen (viel) Gegenwind entgegenweht, ein sehr gutes Stand- und Durchhaltevermögen. Deutschland war und ist traditionell ein überaus hartes Pflaster für (unangenehme) Wahrheiten. Sie auszublenden hat uns unsere katastrophale Geschichte eingebracht, und das muss sich deshalb unbedingt und schnell ändern. Die zukünftige Geschichte ist mit Sicherheit auf Ihrer Seite!

Freundliche Grüße

Elfi Köhler

Weitere Informationen über diese und weitere „dunkle Seiten“ Martin Luthers finden Sie in dieser Broschüre der Giordano Bruno Stiftung.

Und hier nochmal ein Foto der Vorder- und Rückseite der Luther-Statue: