Straßenfest Buntes Altona 2023

Neben dem gbs-IBKA-Zelt ein Gemeinschaftsstand des Säkularen Forums Hamburg auf der Promenade „Buntes Altona“ mit fast 100 Ausstellern auf der Bahrenfelder Straße und Umgebung am 1./2. Juli 2023.

1. Tag Nieselregen, nachts starker Wind, 2. Tag Sonne satt.

Warum eigentlich Altona? Bis 1864 war Altona eine dänische Stadt, bekannt für ihre Glaubensfreiheit gerade auch für verfolgte Minderheiten, die im orthodox-lutherischen Hamburg keine religiösen Rechte ausüben durften. (1803 fiel im Rahmen der Neuordnung des Kaiserreichs der katholische Hamburger Dom im „Reichsdeputationshauptschluss“ an die Stadt und wurde in den Jahren drauf mangels religiöser Nachfrage abgerissen. Die Lücke sieht man bis heute neben dem Pressehaus.) Und danach war Altona bis 1937 selbständige preußische Stadt neben Hamburg. Da lockte dann auf St. Pauli die große Freiheit, nicht nur Libertinage, sondern auch für die in Hamburg nicht anerkannten Religionsgemeinschaften. Von diesem Ruf zehrt Altona bis heute, vor kurzem fand eine Ausstellung im Altonaer Museum statt: „Glaubensfreiheit gegeben und gefordert – seit 1601“.

Mit der Säkularisierung, der selbstbewussten Entscheidung keiner Religion anzugehören, sich von Glaubens- und Jenseitsvorstellungen zu befreien, tut sich Hamburg indes heute schwer.

Die nach wie vor enge Zuneigung vieler politischer Akteure zu Religionen in Hamburg sieht man an der Akademie der Weltreligionen an der Uni (gegründet in der schwarz-grünen Regierungszeit 2010), dem Religionsunterricht „für alle“, mithilfe dessen Kinder der Klassen 1 – 6 im Staatsauftrag religiös sozialisiert werden sollen (wenn es denn die Eltern schon nicht mehr tun), großzügigen Geldgeschenken an die Kirchentage und das Versprechen der Regierungsparteien, das –wenn gewünscht– auch im Jahre 2029 wieder zu tun. Die Mehrheit der Stadtgesellschaft ist indes längst nicht mehr den Religionsorganisationen verbunden, mögen sich diese auch noch so vielfältig darstellen und damit Weltoffenheit signalisieren wollen.

Für die Säkulare Mehrheit der Stadt tut die Politik wenig bis nix. Der Deutsche Humanistentag 2013 und 2019 wurde von der Stadt außer mit ein paar Geleitworten von „Offiziellen“ mit keinem Cent unterstützt. Bemühungen, für säkular aufwachsende Kinder einen Ethik- oder Werte-Unterricht in den Klassen 1 – 6 der Schulen anzubieten, werden brüsk ignoriert. Wenn die Schüler*innen religionsmündig sind, dann haben sie die Freiheit sich vom Religionsunterricht auch ohne Elternzutun abzumelden – da gibt’s dann schnell ab Klasse 7 ein Alternativfach, damit die aufmüpfigen Joungster sich keine Freistunden wählen.

Vor diesem Hintergrund macht die kleine Aktiven-Schar des Säkularen Forums beim Straßenfest „buntes Altona“ mit, verteilt Flyer, spricht die Passant*innen an, versucht zu überzeugen. Wer auf der Homepage des säkularen Forums oder bei seinen Mitgliedsorganisationen sucht, wird viele weitere Aktivitäten finden.

Gerhard Lein, IBKA (Fotos Jan Sikora, gbs)
Der Beitrag erschien auch auf sf-hh.org