Erfolgreicher Auftritt des Säkularen Forums Hamburg auf dem Stadtteilfest Altonale

Plakat des Säkularen Forums

HAMBURG. Erst kürzlich von sieben Mitglieds­organisationen gegründet hatte das Säkulare Forum Hamburg auf der Altonale seinen ersten Auftritt. Mit Info-Flyern, einem Büchertisch und vielen Gesprächen machten sich die Hamburger Konfessionsfreien mit ihrem Programm und ihren Forderungen an die Politik bekannt.

Hamburg-Ottensen, strahlende Sonne und ein frischer norddeutscher Wolkenhimmel über dem quirligen Stadtteil Ottensen. Zum ersten Juliwochenende erwarteten die Veranstalter des Stadtteilfestes Altonale mehr als eine halbe Million Besucher. Und am Samstagvormittag, kurz nach zehn Uhr, streiften auch schon die ersten Neugierigen über die „Infomeile“, wo vor allem Bürgerinitiativen und soziale Einrichtungen ihre Stände und Zelte aufgebaut hatten.

Gut, dass quasi in letzter Minute ein gemeinsamer Flyer des Säkularen Forums Hamburg (SF-HH) fertig geworden war. So beteiligten sich denn auch alle am Verteilen der gemeinsamen Forderungen an den Hamburger Senat: Gleiche Rechte für die Konfessionsfreien! Berufung aufs Grundgesetz, vor auf allem Artikel 3,3, wonach „niemand wegen seiner … religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“ darf.

Massenveranstaltungen wie die Altonale bieten aus Erfahrung ein günstiges Umfeld, um mit den zumeist gut gelaunten Passanten Dinge anzusprechen, zu denen man sonst nicht kommt. Auffälliger „Teaser“ war ein für die Jahreszeit recht ungewöhnlicher, rot gekleideter Weihnachtsmann mit Kapuze und dem üblichen Wattebart. Der unterstützte nolens volens und – zugegeben – ein wenig provokativ die Aufklärungsarbeit.

Vor allem die vielen aus anderen Kulturkreisen kommenden Besucher reagierten zunächst etwas irritiert, äußerst positiv dagegen die zahlreichen Kinder an der Hand ihrer Eltern. Freudig überrascht zogen sie Mama und Papa hin zu der wohlbekannten Lichtgestalt, wo die Eltern dann auf dem umgehängten Schild lesen konnten: „Wer glaubt noch an den Weihnachtsmann? – Und an den lieben Gott?“

Die Flyer mit dem neuen Logo des SF-HH wurden von den Passanten recht unterschiedlich aufgenommen. Viele, vor allem junge Erwachsene, mochten nicht gleich zugreifen. Einzelne, mit denen man trotzdem ins Gespräch kam, erklärten ihre ablehnende Haltung, sie nähmen grundsätzlich keine Flyer auf der Straße an. Aus Überdruss, Ärger und Enttäuschung angesichts der tagtäglich redundanten hohlen Werbung und Propaganda. Allzu verständlich, die Säkularen sollten nachdenken für diese Klientel neuartige Kommunikationsformen zu finden.

Gleichwohl gelang es in den zwei Tagen rund 1500 Informationsblättchen an die Frau/den Mann zu bringen und mit wenigen Worten zum Gespräch anzuregen. Auffällig doch die sehr häufig positiven Stellungnahmen. Immerhin sind ja über 60 Prozent der Hamburger mittlerweile konfessionsfrei. Erleichtert äußerten nicht wenige, dass endlich mal ausgesprochen würde, was sie längst schon für sich gedacht hätten. Endlich mal ein klares Wort gegen die allzu sehr privilegierten Großkirchen, gegen eine vielfach heuchlerische Moral, gegen das unerwünschte Missionieren für Bibel und Koran, gegen den Anspruch Moral und Werte gepachtet zu haben.

Und immer wieder ähnliche Erfahrungen, wenn christlich sich bekennende Menschen zum Gespräch bereit waren: Sie kennen ihre eigenen Gebote oft nicht. Nein, „Du sollst nicht töten“ ist nicht das wichtigste Gebot, bei dem sich selbstverständlich auch Konfessionsfreie und Atheisten anschließen! Leicht beschämt musste sich mancher aus dem Mund eines Ungläubigen sagen lassen, dass das erste, wichtigste und so eifersüchtige Gebot nichts anderes gebietet, als den einen und einzigen Gott als Herrn anzuerkennen. Und in der Regel kennen sie dann auch nicht das quasi Erste Gebot des Humanismus, den ersten Artikel der Allgemeinen Menschenrechteerklärung „Alle Menschen sind frei geboren und gleich an Würde und Rechten. Alle haben Vernunft und Gewissen und sollten untereinander im Sinne der Brüderlichkeit handeln“. (Man könnte fast verlangen, jeder säkulare Humanist solle es auswendig kennen).

Aber wichtig auch die Erkenntnis aus dem Einsatz des SF-HH auf der Hamburger Altonale: Oft ist die Sprache in den Schriften der Säkularen vielleicht zu abgehoben. Viele Passanten konnten offensichtlich mit dem Begriff „säkular“ nicht gleich etwas anfangen. Selbst der Begriff „konfessionsfrei“ schien manchem fremd. Den Verteilern blieb hin und wieder die Spucke weg, wenn da einer unwirsch vorbei ging und sagte: „Ich nehm‘ nichts, ich hab’s nicht mit der Kirche“ oder stolz „Danke, ich bin Atheist“.

Über solche und ähnliche Erfahrungen und Einsichten hätten sich die Hamburger Konfessionsfreien gerne auch mit Gleichgesinnten aus anderen Städten ausgetauscht. Wo gibt es noch ähnliche säkulare Foren in der Republik? Die Hamburger wünschten sich, es gäbe noch ganz viele.

Fotos: © Rolf Schröder, Kai Pinnow, gbs-Hamburg e. V.